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Gesichter von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur schauen in die Kamera

Interkulturelles

Die Krankenhäuser des LWL-PsychiatrieVerbundes versorgen ihre Patientinnen und Patienten auf hohem Niveau. Sie tun dies bewusst ungeachtet ihrer Herkunft. Alle Menschen, ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, haben ein Anrecht auf eine respektvolle, verantwortliche und effektive Behandlung. Der erhebliche Anteil von Personen  mit Einwanderungsbiografien in der Bevölkerung führt regelhaft auch zu wachsenden Patientenzahlen mit ausländischen Wurzeln in den LWL-Kliniken.

Die unterschiedliche Herkunft, die andere Sozialisation, die Kultur und letztlich auch sprachliche Barrieren können die psychiatrische Behandlung erheblich beeinträchtigen. Um ihren Anspruch einer Behandlung auf hohem Niveau gerecht zu werden, sind die Kliniken bemüht, Rahmenbedingungen zu schaffen, welche die sprachlichen Barrieren, die kulturellen Unterschiede und auf die den ersten Blick fremd anmutenden Einstellungen zu überwinden. Dabei werden die religiösen, weltanschaulichen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse aller Patientinnen und Patienten beachtet.

Die LWL-Kliniken sind bestrebt, sich interkulturellen Aspekten zu öffnen und sich persönlich, organisatorisch, kommunikativ und informativ auf kulturelle Besonderheiten einzustellen. Sie schaffen Rahmenbedingungen, die es den Beschäftigten der Kliniken ermöglicht, ein kulturspezifische Verständnis für ihre Patientinnen und Patienten zu entwickeln.

Die LWL-Klinik Dortmund versteht sich als kultursensibles Krankenhaus. Es hat in den statio­nä­ren, teilstationären und ambulanten Einheiten in den vergangenen Jahren eine zu­neh­men­de Zahl von Menschen behandelt, deren Biografie durch eigene oder durch Migrationserfahrungen der Eltern geprägt ist.

Der Umgang mit Patientinnen und Patienten mit anderem kulturellen Hintergrund, anderer Sprache, anderer Religion aber auch die Zusammenarbeit mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in multi­professionellen, multiethnischen Teams ist längst therapeutischer Alltag und gelebte Inte­gration, wobei das historisch belegte integrative Potential des Ruhrgebiets dieser Tätigkeit sicher zu­gutekommt. In den letzten Jahren sind zunehmend bis dahin weitgehend vernachlässigte inter­kulturelle Aspekte in Diagnostik und Therapie in den Fokus getreten. Eine interkulturelle Öff­nung der LWL-Klinik Dortmund ist also schon fest verankert.

Aktuell behandeln wir in der LWL-Klinik Dortmund zu fast 30% Mensschen mit einem Migrationshintergrund. Diese Gruppe ist heterogen, was Herkunftsland, Religion, sozialer Status und Bildung u.v.m. anbelangt. Allgemeines Kulturverständnis und Offenheit für migrationsspezifische Aspekte tragen wesentlich zum Verständnis der besonderen Ausprägungen psychischer Erkrankung bei.

Die LWL- Klinik Dortmund bietet seit Jahren regelmäßige Fortbildungen zum Thema an. Es werden jährlich zwei Fortbildungen zum Thema „Muslimische Patienten“ und eine Fortbildung zum kulturellen Hintergrund von „Menschen aus Osteuropa“ angeboten. Seit 2012 gibt es darüber hinaus Vorträge und Workshops zum Thema Interkulturalität.

Die therapeutischen Maßnahmen lassen sich durch therapeutische Hilfsmittel unterstützen. Betroffene, die wenig Deutsch sprechen oder infolge einer akuten psychischen Krise auf ihre fremdsprachliche Kompetenz nicht zurückgreifen können, sollen Info-Materialien in ihrer Muttersprache erhalten. Auf den Stationen werdenInfo-Materialien in türkischer, russischer und polnischer sowie in arabischer, englischer und französischer Sprache eingesetzt.  

In allen Abteilungen gibt es sowohl im ärztlich/therapeutischen als auch im pflegerischen Dienst Beschäftigte mit fremdsprachlicher und interkultureller Kompetenz aufgrund einer eigenen Zuwanderungsgeschichte. Sie kommen u.a. aus dem russischen, polnischen und türkischen Sprachraum. 

Professionelle Dolmetscher sind regelmäßig in der Klinik tätig. Sie unterstützen bei der Anamnese, geben wichtige Informationen weiter und sind hilfreich bei der Einrodnung von Sympotmen und Befindlichkeiten. Hilfreich sind Dolmetscher auch bei der Interpretation von Gestik und Affektivität im Kulturkontext. 

Allen Patienten steht die Patientenbibliothek zur Verfügung, die u.a. auch Bücher in russischer, polnischer, türkischer, englischer und französischer Sprache vorhält.

Zur inhaltlichen Vertiefung und personellen Verbesserung des derzeitigen Stands inter­kultureller Themen in der LWL- Klinik Dortmund wurde in 2012 ein „Qualitätszirkel interkulturelle Kompe­tenz“ unter Einbezug von Mitarbeitern aller Abteilungen gegründet.

Ab 2018 ist ein Psychoedukationsangebot für Patient(inn)en mit Migrationserfahrung vor­geseh­en, das sowohl stationären als auch ambulanten Patientinnen offen steht und durch die Intergrationsberaterin der Klinik geleitet wird.

Um dem Anliegen der Toleranz und Achtsamkeit Ausdruck zu verleihen, steht für Patienten sowie Mitarbeiter(inne)n mit unterschiedlichen Herkünften und Religionen in der Klinik ein „Raum der Religionen“ zur Verfügung. Dort lässt sich beten, meditieren sowie dem Bedürfnis nach Ruhe und Stille nachkommen.

Die Maßnahmen dienen der interkulturelln Öffnung der Klinik. Sie sollen die interkulturelle Sensibilität der Beschäftigten fördern. Kulturkompetenz hat in der Psychiatrie eine förderliche Wirkung, ebenso wie Empathie und mitmenschlich-fördernde Haltung. Interkulturelle Kompetenz zeichnet sich dadurch aus, dass in der Zusammenarbeit mit Menschen aus einer fremden Kulturen, deren spezifische Konzepte der Wahrnehmung, des Denkens, Fühlens und Handelns erfasst und begriffen werden, Erfahrungen vorurteilsfrei einbezogen und erweitert werden und eine Bereitschaft zum Dazulernen besteht.

Statt einer problemorientierten Sichtweise in der Psychiatrie im Kontext von Migration (vor allem bei den negativen Aspekten, wie Trennung, Trauer, Verlust, Enttäuschung, Kränkung, etc.), beinhaltet Migration auch die Chance, sich aus Hierarchien und Verhaltensmustern zu lösen. So entstehen neue Realitätsbezüge, Veränderungen von traditionellen Familiengefügen oder neue Aufgabenteilungen. Es ist unser Anliegen, zur Integration beizutragen.

Psychiatrie ist Spiegelbild einer sich verändernden Gesellschaft. Es erfordert gleichermaßen den Blick auf frühere, aktuelle und zukünftige Entwicklungen.