Eine Clownin in der Psychiatrie feiert Abschied
Klinik-Clown Klara ist seit 17 Jahren für Patientinnen und Patienten der LWL- Klinik Dortmund da.
Wenn Eva Paulus ihre rote Nase aufsetzt, wird sie zur Clownin Klara. Zusammen mit anderen Clowns des Vereins Clownsvisite steht sie mitten in der Gerontopsychiatrie der LWL-Klinik Dortmund und wirft einer Patientin einen großen, grünen Ball zu. "Ich will auch, ich will auch", ruft jemand weiter hinten im lichtdurchfluteten Raum. Prompt stößt Klara den federleichten Ball zu ihr - so geht es eine Weile hin und her. Klara, bunt gekleidet und mit einem Lächeln, geht an diesem Tag zum letzten Mal als Clownin auf die Station. Sie feiert Abschied.
In der Gerontopsychiatrie der Klinik Dortmund des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) werden über 65-jährige Menschen mit psychischen Störungen behandelt. Demenz, Depressionen und weitere Erkrankungen stehen hier aufgrund des Alters der Patientinnen und Patienten besonders im Fokus. Schon seit über 20 Jahren kommen die Clowns zu Besuch. Das ist der Arbeit der ehemaligen Chefärztin Dr. Petra Dlugosch zu verdanken, die sich für dieses Projekt eingesetzt hat. Das freut auch den jetzigen Chefarzt, Uwe Johansson. "Die Clowns können die Leute in dem Moment abholen", sagt der Mediziner. Die Patientinnen und Patienten profitierten davon, da die Clowns einen ganz anderen Zugang zu den Menschen aufbauen könnten als etwa die Ärztinnen und Ärzte.
Was auf den ersten Blick wie bloßes Spielen wirkt, ist wertvolle Arbeit mit den Patientinnen und Patienten. Die Stimmung verändert sich spürbar, wenn die bunte Gruppe den Raum betritt, Augen leuchten auf und auch die Menschen, die etwas zurückgezogener sind, schauen, woher der ganze Trubel kommt. Die Clowns haben farbenfrohe Tücher, Handpuppen und Musikinstrumente mitgebracht. Sie spielen, machen Musik oder hören einfach nur zu.
Im Gruppenraum ist nun der Klang einer Ukulele zu hören. Die Saiten zupft Clown Anton, der ohne rote Nase Suvan Schlund heißt. Er ist der Neue neben Clownin Luzy (Reinhild Rabe) und Clownin Lisette (Lisa Bohren-Harjes) und wird die beiden künftig anstelle von Clownin Klara begleiten. Die Clowns teilen sich normalerweise auf und gehen zu zweit auf die Station. Heute aber sind sie zum besonderen Anlass zusammen mit Clownin Klara zu viert gekommen.
"Wir können gut miteinander", sagt Schlund über seine Kolleginnen. Das sei auch wichtig, denn man müsse zwar mit jedem zusammenarbeiten können, aber die Arbeit hier erfordere besonderes Fingerspitzengefühl. Schlund bringt einige Erfahrung mit: Seit bereits 20 Jahren ist er als Clown aktiv und seit 13 Jahren als Klinik-Clown.
Eva Paulus, die freischaffende Künstlerin ist und als Clownin Klara seit 2007 die Gerontopsychatrie der LWL-Klinik Dortmund besucht, liegt diese Arbeit sehr am Herzen: "Es geht nicht immer ums Lachen", sagt sie. Vielmehr gehe es um einen guten, wertschätzenden Kontakt mit positiven Inhalten.
Nun nimmt Paulus Abschied, denn sie möchte in der Gerontopsychiatrie als Bewegungstherapeutin arbeiten. "Es ist also nicht wirklich mein letzter Tag", sagt sie schmunzelnd. Als Clownin wird sie ebenso weiterhin in anderen Einrichtungen aktiv sein.
Bei ihrer Abschiedsfeier im Phönixhaus der LWL-Klinik Dortmund freut sie sich besonders über den Besuch eines Weggefährten: Bernd Witte, der 15 Jahre lang als Klinik-Clown Knolle an der Seite von Paulus gearbeitet hat. Was er seiner ehemaligen Clown-Kollegin mit auf den Weg geben möchte? "Immer der Nase nach", sagt er mit einem Lächeln.
Info: Wer mehr über die Arbeit von Clownsvisite e. V. erfahren möchte, findet weitere Infos auf https://www.clownsvisite.de
Ein herzliches Dankeschön
sagten die Klinikclowns anlässlich ihres Jubiläums der LWL-Klinik Dortmund. Dabei müssen wir uns im Namen unserer Patient:innen und unserer Beschäftigten bei diesem fantastischen Spaßteam bedanken.
Der Verein "Clownsvisite" feiert seinen 20. Geburtstag, und seit 20 Jahren "behandeln" die Clowns auch unsere älteren Patienten auf den Stationen der Gerontopsychiatrie. Sehr sensibel klopfen Clown Knolle (Bernd Witte) und Clownin Klara (Eva Paulus) regelmäßig an die Türen der Patienten und heitern sie auf.Ihr freundlicher Humor schafft einen ganz besonderen Zugang zu den Menschen in einer psychischen Krise. Auch bei Therpeut:innen sorgen sie bei jedem Besuch für ein entspanntes Lächeln. Danke dafür.
Zum Jubiläum haben sie all ihre Kolleginnen und Kollegen mitgebracht und zusammen mit ihnen sogar eine Polonaise über die Stationen gemacht.
Uwe Johansson, der Chefarzt der Abteilung Gerontopsychiatrie, bekam eine besondere Auszeichnung, einen Clowns-Orden - für seine Verdienste um die Clownsvisite. "Wer regelmäßig Besuch von den Clowns bekommt, wird automatisch etwas gesünder. Das beobachten wir hier seit 20 Jahren und das ist auch wissenschaftlich erwiesen." besonders haben sich alle Beschäftigte der gerontopsyschiatrischen Station über den Wunschbaum gefreut, den die Clowns überbracht haben. An den Zweigen des Baumes können alle Menschen ihre stillen, aufgeschriebenen Wünsche hängen. Sie sollen in Erfüllung gehen.
Alles Gute für die Clowns der Clownsvisite und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!
Auch ein Clown geht mal in Rente
Fast 20 Jahre lang haben "Knolle" (Bernd Witte) und "Klara" (Eva Paulus) Patientinnen und Patienten der LWL-Klinik Dortmund besucht und mit viel Fingerspitzengefühl Kontakt zu den Patienten aufgebaut und sie ggf. aktiviert. Dabei sind die Profi-Clowns des Vereins "Clownsvisite" für die älteren Patientinnen und Patienten der Abteilung Gerontopsychiatrie gebucht.
"Anfangs mussten wir ausloten, was brauchen die Patienten, wie erreichen wir sie am besten, denn wir hatten bis dahin ausschließlich Erfahrungen auf Kinderstationen gesammelt", sagt Bernd Witte. "Manchmal sitzen wir auch einfach nur mit einem Patienten zusammen, halten auch mal Händchen. Es geht ja nicht darum, 'Quatsch' zu machen, aber weil wir Clowns sind, kommen wir emotional anders an die Menschen heran." Die wöchentliche Visite beginnt immer mit einem "Übergabegespräch" mit der Stationsleitung, in der es darum geht, wie die Patienten sich aktuell fühlen. Danach wurde auch schon mal Sirtaki getanzt; eine Patientin schmetterte Opernarien mit Knolle und Klara - instrumental begleitet von den Clowns. Manche in sich gekehrten Patienten, die nicht sprachen, fingen bei den Clownsbesuchen an, wieder zu reden.
Jetzt geht Bernd Witte als Clown in Rente. Als Schauspieler (Improtheater Emscherblut) hat der 68-Jährige diesen Schritt bereits gemacht.
Bei der Abschiedsfeier, auf der der Clown von seiner Kollegin Eva Paulus mit Alu-Helm symbolisch und pantomimisch ins "Rentner-Orbit" geschossen wurde, wurde auch eine seiner Nachfolgerinnen begrüßt: Lisa Bohren wird als Clownin Lisette zusammen mit Eva Paulus die Visite auf den Stationen übernehmen. Clown Slim (Dave Luza) komplettiert das Dreierteam.
Die Zukunft der Clownsvisite in der LWL-Klinik Dortmund ist also gesichert. Dem Krankenhaus, das als erstes in der Region Clowns für die Erwachsenenarbeit engagierte, sind inzwischen einige Seniorenheime und Demenzstationen gefolgt.