Mit sich und der Welt im Reinen
Autor Torsten Poggenpohl las in der LWL-Klinik Dortmund
Mit HIV und einer bipolaren Störung zu leben, erscheint nicht einfach. Doch Autor Torsten Poggenpohl zeigte seinen Zuhörerinnen und Zuhörern eindrucksvoll, dass man sich seine Lust am Leben trotz alledem erhalten kann. Humorvoll, dabei kritsich und selbstkritisch sprach er sein Publikum an. Folgerichtig gab es schon nach wenigen Minuten der Lesung Nachfragen und eine interessierte Diskussion. Poggenpohl vermittelte anschaulich, wie sich die Symptome einer bipolaren Störung äußern können und wie es sich anfühlt psychiatrisch behandelt zu werden. Seine Botschaft: „Stigmata kann man nur bekämpfen, wenn man mit dem eigenen Gesicht hervortritt und seine Geschichte erzählt.“ Das, so eine Zuhörerin, sei ihm hervorragend gelungen.
Fulminante Lesung mit Joe Bausch
„Der Serientäter kehrt zurück“, war das Motto der nunmehr fünften Veranstaltung mit dem Autor, Schauspieler und Arzt im Rahmen der Landhaus Lesung der LWL-Klinik Dortmund.
In der restlos ausverkauften Lesung wusste Bausch zu erzählen und wieder einmal begeisterte er. Tisch und Stuhl, wie bei Lesungen üblich, brauchte er nicht. Er erzählte im Stehen, nutzte die Weite der Bühne. Seine Geschichten über Knast, Killer und Kriminelle trug er mit so viel Energie, Charme und Humor vor, dass das Publikum ihm wiederholt lachend applaudierte. Nach der Lesung nahm sich Bausch viel Zeit, um seine Bücher zu signieren und mit seinen Fans zu plaudern. „Ja, ich komme gern wieder“, beantwortete Bausch die Frage nach einer weiteren Lesung in der Klinik, noch bevor Moderator OA H.J. Thimm seine Frage stellen konnte. Sicher wird er beim nächsten Mal sein autobiografisches Buch: „Verrücktes Blut“, das am 30.05.24 erscheint, vorstellen.
Joe Bausch: Maxima Culpa
Der Podcast zur Lesung mit Joe Bausch
10 Jahre Landhaus Lesungen
Ein besonderes Jubiläum
Im April 2012 lud die LWL-Klinik Dortmund zu ihrer ersten Landhaus-Lesung mit Peter Wawerzinek der aus seinem autobiografischen Roman Rabenliebe las. Es folgten in regelmäßigen Abständen Lesungen mit Künstler:innen unterschiedlicher Genres. Literaten, wie Julia Schoch mit ihrem Roman „Selbstporträt mit Bonaparte“ oder Kerstin Fischer, die aus „Juris Kristalle“ las, waren ebenso Gäste wie die Betroffenen Olaf Blumberg, der über seine „Tourette-Besonderheit“ berichtete oder Christiane Wirtz, die über ihre Psychose zu erzählen wusste. Auch Sportler wie der Bundesliga Fußballer Uli Borowka oder der Langstreckenläufer Herrmann Wenning kamen zu Wort. Sogar ein Ballettabend und eine konzertante Musical Performance gehörten bisher in das Repertoire der erfolgreichen Veranstaltung in der LWL-Klinik Dortmund. Schauspieler wie Joe Bausch und Adnan Maral rundeten das bunte bisherige Angebot ab.
Zur Jubiläumsveranstaltung am 25. April 2023 um 19:00 Uhr, die wegen der Corona-Pause, in der keine Lesungen stattfanden, ein Jahr später gefeiert wurde, hatte die Klinik den international ausgezeichneten Poetry Slammer David Friederich geladen. Sein preisgekrönter Beitrag „Reparatur“ erzählt von einer depressiven Erkrankung und den Schwierigkeiten, einen Therapeuten zu finden. Ansonsten performte Friedrich Texte aus dem Leben, jeweils mit einem persönlichen Bezug.
Wie immer bei den Landhaus-Lesungen, die eine feste Größe im Veranstaltungsangebot der Dortmund Klinik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sind, konnten die Besucherinnen und Besucher, die die besondere Offenheit des Künstlers besonders lobten, mit Friedrich ins Gespräch kommen.
Neugierig
was Landhauslesungen ausmacht? Hören Sie den Podcast zur letzten Lesung mit David Friedrich.
Nachdenklich, poetisch, lebendig
zeigten sich zwei herausragende Künstler:in bei Ihrer ersten Landhaus Lesung in der LWL-Klinik Dortmund.
Tabea Farnbacher, die Bundespreisträgerin junger Autor:innen, Lyrikerin und Psychologin und Florian Wintels, Gewinner der diesjährigen deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaft und Autor, Musiker stellten sich dem Aplerbecker Publikum vor. Beiden gelang es, psychische Befindlichkeiten und Krisen in Worte, Poesie und Lieder zu fassen.
Farnbachers Geschichte von „Josephine auf der Rolltreppe“ aber auch der bemerkenswerte Satz zur Wahrheit in einer medialen Welt „Ich bin jede dieser Zahlen und keine von Ihnen“, waren ebenso berührend, wie die fulminant vorgetragenen Songs Wintels. Ein Höhepunkt war zweifelsohne Wintels autobiografisch klingende Ballade eines slammenden Poeten. Beide schafften es, mit Wärme, Herzlichkeit und Humor Ihrem Publikum psychische Erkrankungen und persönliche Krisen ein wenig näher zu bringen. Die Besucher:innen der Lesung waren restlos begeistert und quittierten dies mit langanhaltendem Applaus.
Zum Podcast zur Veranstaltung
Wittkamp Lesung
Zum Podcast über die Lesung mit Peter Wittkamp.